Unter Treue verstehen wir meist die Treue gegenüber einer anderen Person oder einer Sache: Wir verpflichten uns einem anderen Menschen - beispielsweise Partner*in, Arbeitgeber*in -, einer Organisation, einer Idee oder einer Aufgabe, die wir übernommen haben. Wir haben für etwas unser Wort gegeben und wollen uns daran halten. Wenn es Menschen betrifft, nennen wir diesen Aspekt die „Du-Treue“. Es ist die innere Verpflichtung, gegenüber anderen nicht wortbrüchig zu werden.
Wie sieht es aber mit dem zweiten Aspekt, der Ich-Treue, aus? Die wird oft vergessen, obwohl sie sehr wichtig ist: Sie fordert von uns, uns selbst treu zu bleiben. Uns selbst nicht zu verraten. In meinen Coachings erlebe ich täglich, dass Menschen die Ich-Treue sehr vernachlässigen. Dabei ist sie zentrale ethische Aufgabe eines Individuums.
Mein Tipp:
Denke darüber nach, wieviel Mühe und Verzicht du unter Achtung deiner eigenen Würde sowie deiner Entfaltungspotenziale auf dich nehmen kannst und willst.
Entscheide, welche Belastungen und Verletzungen du um der Ich-Treue willen nicht mehr zulassen willst.
Bei zu hohen existentiellen Kosten dürfen wir die Du-Treue kündigen. Das ist nicht nur ethische Berechtigung, sondern ethische Pflicht.